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Bioregions Workshop in Brüssel

Überwindung von Investitionsbarrieren im Forstsektor

Am 13. September 2024 nahm Bioeconomy Austria am Bioregions Workshop in Brüssel teil, der erstmals gemeinsam von Bioregions/EFI und der Europäischen Investitionsbank (EIB) veranstaltet wurde. Anlass dieser Initiative ist eine Studie der EIB aus 2023, welche „Investment Barriers“ im Allgemeinen analysierte. Gemeinsam mit dem EFI wird ein Kapitel zur Forst-Wertschöpfungskette vertieft, wobei die Forstwirtschaft und die Forstindustrie im Fokus stehen.

Session 1: Forstmanagement und Ökosystemleistungen

Ausgangspunkt der Betrachtungen sind Wiederaufforstungen. Die Präsentationen kamen von Ländern Südeuropas, wo die Forstwirtschaft nicht in dem Ausmaß qualitativ hochwertige Hölzer liefert, sodass ein privatwirtschaftliches Interesse an Wiederaufforstung, Durchforstung und Bewirtschaftung besteht. Verschiedene Herangehensweisen wurden vorgestellt.

Ein Beitrag aus Spanien führte drei Kriterien an, anhand derer Wiederaufforstung und Bewirtschaftung für private Investoren im Risiko minimiert werden sollen:

Erträge aus der CO₂-Fixierung durch Aufforstung

Reduktion der Waldbrandgefahr (vor allem Kronenbrand) durch Durchforstung, also laufende Bewirtschaftung

Positive Einflüsse auf das Grundwasser

Laufende Evaluierung in 5-jährlichen Abständen

Conclusio ist vor allem, dass es bei der CO₂-Bewirtschaftung noch keinen einheitlichen Rechtsrahmen gibt.

Von Interesse kann das sehr stringente Evaluierungssystem anhand konkreter Kriterien sein. Es sei aber angemerkt, dass private Investitionen in Österreich bedingt durch gute staatliche und regionale Förderung ohnehin passieren.

Besonders interessant war der Beitrag der NRW.BANK, welche ein Fördermodell für den vermehrten Einsatz von Holz im kommunalen Wohnbau forciert. Hintergrund dazu ist die Intention des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW), Marktanreize durch Pull-Faktoren zu schaffen und damit die Wiederaufforstung voranzutreiben. NRW ist ebenfalls vom Borkenkäfer stark betroffen und hat mit großen Schäden zu kämpfen. Das Fördermodell sieht eine Kombination aus Wohnbauförderung und Förderung von 1,30 € pro verbautem kg Holz (max. 17.000 € pro Wohneinheit) vor. Dieses System könnte durch eine Kombination von Landes-Wohnbauförderung und nationaler Holzbauförderung (Waldfonds) kopiert und über das bestehende Holzfachberaternetzwerk (BEUC beteiligt) repliziert werden.

Session 2: Industrielle Wertschöpfungsketten

Die zweite Session widmete sich der Skalierung neuer holzbasierter Prozesse und war eine Mischung aus Scale-up und Start-up. Besonders interessant sind nicht die Projekte selbst, sondern die Nuancen, welche an den jeweiligen Standorten den Ausschlag für die Betriebswirtschaftlichkeit gaben. Die Präsentationen handelten daher nicht über das geistige Eigentum (IP), sondern über Best Practices und Herausforderungen.

Fibenol

Unter der Abkürzung Fibenol (Fibers Beyond Plastic) wurde ein Holzfaserwerk in Lettland beschrieben. Als besonders relevant wurde die Zusammenarbeit mit politischen Vertretern erwähnt, welche dabei Unterstützung gaben, die maximale Förderintensität von 20 % bzw. die bestmögliche Ausnutzung von risikominimierenden Instrumenten der EU auszunutzen. In Lettland ist hier besonders interessant, dass es keine Länderebene gibt. Sprich, der politische Vertreter des potenziellen Ansiedelungsstandortes (Bürgermeister) holt sich Unterstützung von der Regierung (Premierminister). Dadurch wirken EU-Mittel fokussierter.

Metsä Spring

Ein Vertreter der Metsä Group präsentierte den Prozess der Markteinführung einer Textilfaser. Dabei handelt es sich formal um eine Erweiterung des Produktportfolios eines Unternehmens der Holz- und Holzwerkstoffindustrie. Verantwortlich für diesen Produktentwicklungsprozess ist der gruppeninterne Inkubator “Metsä Spring”. Der “Spirit” in diesem Inkubator ist durchaus einzigartig, da Metsä eine Genossenschaft (finnisches Recht) ist und 90.000 Forstwirte als Besitzer hat. Daher ist der Umgang mit Produktinnovation sehr offen, da die Besitzer alles befürworten, was die Ertragslage aus der Forstwirtschaft verbessert. Somit bessere Nutzung des Rohstoffs Holz zu höherer Wertschöpfung. Damit erhöht sich auch die Bereitschaft, neue Produkte auch als “First-of-a-kind Commercial” auf den Markt zu bringen, weil die Unternehmensbesitzer unmittelbar dann mehr durch einen “Second Commercial” profitieren.

Zusammenfassung

• Um private Investments für Aufforstung zu mobilisieren, geht Südeuropa stark den Weg Richtung Zertifizierung.

• Um Pull-Effekte seitens des Marktes für Wiederaufforstung zu generieren, fördert NRW Holzbau im gemeinnützigen Wohnbau.

• Ein erfolgreiches Scale-up von biobasiertem IP war erfolgreich aufgrund bestmöglicher Nutzung von EU-Instrumenten zur Risikominimierung für den Markteintritt (dafür “Alignment” zwischen nationalem Mitgliedsstaat und Region nötig).

• Eine erfolgreiche Produkteinführung von biobasiertem IP wurde umgesetzt aufgrund der Eigentümerstruktur, welche freien Umgang mit IP ermöglicht, weil man dadurch als Rohstofflieferant profitiert.